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Für Papst Franziskus ist Strafvollzug eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe

In den zurückliegenden Monaten hat Papst Franziskus wiederholt deutlich gemacht, dass ihm die Situation und die Resozialisierung von Strafgefangenen besonders am Herzen liegen. Kurz nach seiner Wahl zum Oberhaupt der Katholischen Kirche besuchte er junge Strafgefangene im römischen Gefängnis Casal del Marmo und wusch ihnen die Füße. Dies war nicht nur ein symbolischer Akt, sondern Franziskus wollte auf die Würde von Gefangenen aufmerksam machen und die Wiedereingliederungsbemühungen des Vollzuges jenseits spektakulärer Medienberichterstattung nachhaltig unterstützen.

Erst vor wenigen Tagen hat sich der Papst zu den Zielen des Strafvollzugs, zu Buße und Besserung geäußert. Hierbei erklärte er vor Gefangenen im Gefängnis von Castrovillari: „Ich wünsche jedem von Euch, dass diese Zeit nicht umsonst, sondern eine kostbare Zeit sei, während der ihr Gott um diese Gnade bittet und empfangt. Auf diese Weise leistet ihr einen Beitrag, in erster Linie Euch selbst zu verbessern und gleichzeitig auch der Gemeinschaft, denn im Guten wie im Bösen üben eure Taten Einfluss auf die anderen und auf die ganze Menschheitsfamilie aus.“

Zudem kritisierte Papst Franziskus, dass viele Menschen schärfere Strafen forderten und verlangten, dass Straftäter, die Unrecht begangen haben, lange weggesperrt werden. Eine solche Haltung, so der Papst, nütze niemanden, es komme vielmehr auf die innere Haltung an. Die Hoffnung, es künftig besser zu machen und dabei auf die helfende Hand Gottes zu vertrauen, sei entscheidend für das Gelingen der Wiedereingliederung. Den Ruf nach härteren Sanktionen in Medien und Öffentlichkeit kennen wir zur Genüge. Schaut man jedoch nach Amerika, wo harte Strafen an der Tagesordnung sind, und vergleicht die Kriminalitätsraten der USA mit den unseren, dann wird schnell deutlich, dass härtere Strafen allein nicht zu mehr Sicherheit für eine Gesellschaft führen.

Die Ursachen für normwidriges Verhalten sind sehr komplex und nur unzureichend erforscht. Hirnforscher wissen noch nicht, was im Gehirn von Straftätern anders funktioniert als bei Menschen, die sich regelkonform verhalten. Sie sind sich allerdings sicher, dass etwas anders sein muss, weil Verhaltensdispositionen auf neuronalen Prozessen beruhen.

So ist der Fall eines unbescholtenen amerikanischen Familienvaters bekannt, der gegenüber seiner eigenen Tochter sexuell übergriffig wurde. Es stellte sich heraus, dass der Mann an einem Tumor im Frontalhirn litt. Nach erfolgreichem operativem Eingriff konnte sich der Mann wieder regelkonform verhalten. Dieser Fehler im Frontalhirn, wo soziale Normen eingeprägt werden und Triebunterdrückung gesteuert wird, ließ sich mit einem bildgebenden Verfahren erkennen. Anders verhält es sich bei neuronalen Prozessen, die sich nicht erfassen lassen. Von dieser Erkenntnis ausgehend, plädiert der Papst dafür, die Wiedereingliederungsbemühungen insgesamt zu verstärken. Entscheidend für menschliches Verhalten sind genetische Veranlagung, erfahrungsabhängige Prägung und Lebenserfahrung. Hierauf kann der Vollzug bei straffälligen Verhalten nur mit Instrumenten reagieren, von denen eine Verhaltensänderung erwartet werden kann. Der Papst stellt deshalb den Strafvollzug auch nicht in Frage. Schließlich ist die Vitalität unseres Gesellschaftssystems darauf angewiesen, dass die Verletzung von gesellschaftlichen Regeln Sanktionen nach sich zieht.

Foto: Bistum Mainz