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Zwei erschossene Polizisten und der Sturm auf eine Polizeiwache sind deutliche Alarmzeichen: Verroht unsere Gesellschaft immer mehr?

Die Gesellschaft hat sich fast daran gewöhnt, dass Polizisten, Strafvollzugsbedienstete, Feuerwehrkräfte und auch Rettungsdienste während ihrer dienstlichen Tätigkeit körperlich angegangen und attackiert werden. Jetzt hat diese Entwicklung mit dem Tod zweier junger Polizeikräfte eine neue, erschreckende Dimension erreicht. Und auch der Angriff auf eine Polizeiwache im oberbayerischen Miesbach sollte uns sensibilisieren, dass es so nicht weitergehen darf, wenn wir künftig noch in Ruhe und Frieden leben wollen.

In Rheinland-Pfalz sind zwei Polizeikräfte bei einer nächtlichen Fahrzeugkontrolle mit Kopfschüssen faktisch hingerichtet worden. Dabei hatten sie lediglich aufgedeckt, dass zwei Zeitgenossen sich der Wilderei schuldig gemacht hatten. Aus diesem recht banalen Anlass das Leben zweier junger Menschen auszulöschen, deutet darauf hin, dass sich in unserer Gesellschaft im Hinblick auf Gewaltanwendung Grundsätzliches verändert hat. Immer mehr Menschen sind bereit, ihre spezifischen Interessen mit allen Mitteln durchzusetzen.

In eine vergleichbare Richtung weist ein Vorfall im oberbayerischen Miesbach. Hier hatte die Polizei in dieser Woche einen jungen Mann wegen des Verdachts des Kindesmissbrauchs festgenommen. Am Morgen des Folgetages erschienen Mitglieder seiner Großfamilie und wollten sich Zutritt zur Polizeiwache verschaffen, um ihren Familienangehörigen zu befreien. Verbale Interventionen scheiterten. Die Familie ging zum Angriff über und attackierte die Polizei. In der Spitze waren 135 Polizeikräfte erforderlich, um die Lage zu beherrschen. Solche Vorkommnisse sind keine Einzelfälle mehr, sondern sind in speziellen Milieus des Öfteren an der Tagesordnung.

Das Gewaltmonopol des Staates stärken!

Deshalb sollte es an der Zeit sein, dem staatlichen Gewaltmonopol wieder absolute Geltung zu verschaffen. In unserer offenen, diversen und liberalisierten Gesellschaft ist in dieser Hinsicht etwas ins Rutschen geraten, was unsere staatliche Ordnung und damit unser friedliches Zusammenleben gefährdet.

Der englische Philosoph Thomas Hobbes beschrieb bereits 1651 gewaltsame Auseinandersetzungen von gesellschaftlichen Gruppen und Milieus als den Naturzustand des Menschen. Nur eine mächtige staatliche Ordnung und deren Gewaltmonopol könne die Sicherheit der Bürger garantieren. Die Alternative seien Chaos und Anarchie.

 

Liberalisierung hat auch Schattenseiten

Die Lebenserfahrung jener Generationen, die in den vergangenen Jahren bei uns in das Zentrum der politischen und wirtschaftlichen Macht vorgerückt sind, ist davon geprägt, dass Bedrohungen rund um politische Konflikte fast immer vom Staat ausgingen. In den letzten 40 Jahren ging es deshalb immer darum, staatliche Macht und Bedeutung zu beschneiden. Vieles drehte sich um die Liberalisierung aller Lebensbereiche, um den Zuwachs an Freiheiten und Möglichkeiten für das Individuum.

Mit der Individualisierung der Gesellschaft haben wir es offenbar etwas übertrieben. Gemeinschaften sind ein Geflecht von wechselseitigen Beziehungen und ein kommunikatives Netzwerk. Jeder Mensch kann nur eine begrenzte Anzahl von Mitmenschen kennen. Nur in kleinen Gruppen kann sich jeder mit jedem austauschen.

Der Staat ist gefordert, Schutz und Sicherheit zu gewährleisten!

Nur in dieser Begrenztheit kann Gemeinschaft wachsen, in der jeder weiß, was seine Pflichten sind und wer ihm verpflichtet ist. Neubürger haben die Pflicht, aktive Mitglieder der Gemeinschaft zu werden und die geltende Ordnung zu verstehen, zu akzeptieren und zu beachten.

In den zurückliegenden Jahrzehnten ist im Hinblick auf die Gewaltanwendung etwas aus dem Gleichgewicht geraten. Der Bürger erwartet, dass sein Schutz vor Straftaten und seine Sicherheit durch den Staat garantiert werden. Es ist an der Zeit, dem staatlichen Gewaltmonopol wieder unausgesetzt und absolut Geltung zu verschaffen, wenn wir uns nicht an Ereignisse, wie die eingangs geschilderten, gewöhnen wollen.

Friedhelm Sanker

Foto: Tobias Arhelger/stock.adobe.com