Verwendung von Cookies
Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.
Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Drucken

Ein Mann, ein Wort! Verlässlichkeit als vollzugliche Grundtugend: Werkdienstlehrgang führt seit 40 Jahren Wiedersehenstreffen durch

Als alles begann, waren sie junge Männer mit großen Hoffnungen, Erwartungen und Sehnsüchten. Sie hatten ihre Meisterprüfungen abgelegt und strebten ein Beamtenverhältnis im Bereich des Strafvollzuges an. Die Qualifizierung und Ausbildung von Straftätern sollten künftig die Schwerpunkte ihres beruflichen Wirkens sein.

Die Welt war noch überschaubar und geordnet in Ost und West. Die Bundesrepublik bot der jungen Generation Fortkommen und Perspektive. Es wurde noch gut verdient. Deutschland war als Hochlohnland an der Spitze der „Nahrungskette“ angekommen. Zu dieser Zeit trafen sich die vollzuglichen Nachwuchskräfte erstmals während der theoretischen Ausbildung in der Wuppertaler Justizvollzugsschule des Landes Nordrhein-Westfalen.

Mit der Sympathie ist das so eine Sache. Wir wissen nicht, ob sich gleich alle Lehrgangsteilnehmer wechselseitig nett und liebenswert fanden. Es ist zu vermuten, dass sich diese Gefühle erst im Laufe des Berufslebens entwickelten. Trotzdem empfanden sie sich faktisch als Schicksalsgemeinschaft. Schließlich sollte ein Ziel erreicht werden, das ihre Zukunft maßgeblich prägen würde.

Nach der Laufbahnprüfung kam das Versprechen

Nachdem die Laufbahnprüfung erfolgreich hinter ihnen lag und das Beamtenverhältnis auf Widerruf in ein solches auf Probe umgewandelt war, kam der Gedanke auf, sich nicht gänzlich aus den Augen zu verlieren. Ein solcher Gedanke wurde sicherlich bereits von vielen Lehrgängen entwickelt, verschwand dann aber meist in den Untiefen der beruflichen Alltagsroutine.

Unsere Werkdienst-Angehörigen waren allerdings aus anderem Holz geschnitzt. Ihnen war bewusst, dass ihr Versprechen, sich jährlich einmal gemeinsam zusammenzufinden, von einer klaren Struktur eingehegt werden musste, damit die Treffen vorbereitet und organisiert werden konnten. Schnell war die Funktion des Organisators geschaffen und besetzt. Schon war man optimal vorbereitet

Im Oktober ist Zeit für die Kollegen

Zunächst traf man sich für einen Tag und eine Übernachtung. Zeitlich vereinbarte man sich regelmäßig auf ein Oktoberwochenende, um nicht mit der Urlaubszeit zu kollidieren. Die zwanglosen Zusammenkünfte entwickelten im Laufe der Zeit zunehmende Attraktivität. Sie boten Gelegenheit, sich privat wie fachlich auszutauschen. Auch Strategien zur Föderung des eigenen Fortkommens wurde gerne und mit Begeisterung erörtert.

Seit der Eintritt in den Ruhestand das berufliche Wirken beendete, ist das Interesse an den Zusammenkünften noch einmal spürbar gewachsen. Deshalb fasste die Truppe den Entschluss, sich an zwei Tagen mit zwei Übernachtungen zu treffen. Die jeweiligen Organisatoren gaben sich Mühe, den Kollegen jeweils eine reizvolle Landschaft und ein angemessenes Ambiente zu bieten.

Mit der Zeit wuchs die Freundschaft

So machte man in den letzen Jahren an Ahr und Mosel Station, logierte im Kernwasser Wunderland in Kalkar und beehrte 2021 die Kurstadt Bad Breisig am Rhein. Mit zunehmenden Lebensalter weiss man Wellness- und Fitnessangebote eben doch mehr zu schätzen. Es gibt Lehrgangsteilnehmer, die bislang keines der Treffen verpasst haben. Die Teilnehmerzahl, das haben sie sich immer wieder versprochen, wird ausschließlich durch Todesfälle reduziert. In der langen Zeit ihrer Treffen sind emotionale Verbundenheit und Freundschaft gewachsen. Tragfähige Beziehungen gewinnen mit fortschreitendem Alter am Wert. Zudem ist es ein tröstlicher Gedanke, dass in der heutigen Zeit noch Gemeinsinn gepflegt werden kann.

Die Interessen verlagern sich im Laufe des Lebens

In diesem Jahr wurden die Kollegen Wilfried Hombach, Josef Knauf und Jörg Lehmann schmerzlich vermisst. Sie waren krankheitsbedingt an einer Teilnahme gehindert. Trotz allem wurde es wieder eine erinnerungswürdige Veranstaltung, die einmal mehr erkennen ließ, dass sich Interessen im Laufe eines Lebens verlagern. Ein gutes Essen, ein kühles Bier und einen fruchtigen Wein kann man doch erst in einem gewissen Alter richtig genießen.

Alle Teilnehmer erhoffen sich, dass sie ihre freundschaftlichen und von Harmonie geprägten Treffen noch lange bei guter Gesundheit genießen können. Die Neugier auf die Berichte der Kollegen, was sie im vergangenen Jahr erlebt haben, ist ungebrochen.

Friedhelm Sanker