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Der BSBD NRW trauert um Hans W. Schmidt

Am 08 Juli 2023 ist der BSBD-Ehrenvorsitzende Hans W. Schmidt im Alter von 94 Jahren verstorben. Mit ihm verliert der BSBD NRW eine seiner prägendsten Persönlichkeiten. In Jahrzehnten engagierter Gewerkschaftsarbeit für die Interessen der Strafvollzugsbediensteten hat sich der Verstorbene ganz herausragende Verdienste erworben. Unermüdlich setzte er sich für die Weiterentwicklung des Vollzuges ein. Seine Überzeugung war es, dass ein qualitativ hochwertiger Strafvollzug auch für entsprechend hochwertige Arbeitsverhältnisse sorgen werde.

Dem BSBD NRW trat Hans W. Schmidt 1954 bei. Im Ortsverband Hövelhof übernahm er Verantwortung für die Gewerkschaftsarbeit auf örtlicher Ebene, bevor er 1965 zum BSBD-Landesvorsitzenden in NRW gewählt wurde. Dieses Ehrenamt, das er bis 1985 innehatte, füllte er mit großer Tat- und Schaffenskraft aus. In den 1970er Jahren nutzte er den Prozess zur gesetzlichen Regelung des Strafvollzuges, um die spezifischen Interessen der Strafvollzugsbediensteten nachdrücklich zu vertreten und viele substantielle Verbesserungen durchzusetzen.

Er verstand den Strafvollzug als lebendige Organisation, dessen Weiterentwicklung und Anpassung an gesellschaftliche Entwicklungen sein wahrer Wesenskern ist. Hans W. Schmidt war zutiefst davon überzeugt, dass die Wertigkeit der Berufe im Strafvollzug davon abhängig sei, dass der Vollzug einen Mehrwert für die Gesellschaft durch Behandlung von Straftätern und durch deren sichere Unterbringung generiert. Unter seiner Führung avancierte der BSBD NRW zur führenden Interessenvertretung der Strafvollzugsbediensteten in Nordrhein-Westfalen.

Für die Verdienste, die sich Hans W. Schmidt um die Vertretung und Durchsetzung der Belange der Strafvollzugsbediensteten, aber auch um die rechtliche und inhaltliche Ausgestaltung eines effizienten Strafvollzuges erworben hat, wurden ihm durch den Bundespräsidenten am 25. März 1977 das Verdienstkreuz am Bande und am 10. Januar 1985 das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Damit fand die ehrenamtliche Gewerkschaftsarbeit, die im Hinblick auf die investierte Zeit und Arbeit nicht hoch genug eingeschätzt und gewürdigt werden kann, ihre angemessene und öffentlich sichtbare Anerkennung.

In seiner Eigenschaft als stellvertretender Bundesvorsitzender des BSBD hatte Hans W. Schmidt von 1978 bis 1986 maßgeblichen Anteil an der Arbeit des Reformausschusses, der mit seinen Stellungnahmen zur Reform des Jugendstrafvollzuges und zum Abbau der Überbelegung zu Beginn der 1980er Jahre ganz wesentliche Beiträge zur Gestaltung und sachgerechten Umsetzung des Gesetzesauftrages geleistet hat. Mit diesen fachkundigen Stellungnahmen und Expertisen zu vollzuglichen Fragestellungen hat Hans W. Schmidt einen wesentlichen Beitrag geleistet, den BSBD im Bewusstsein von Politik und Medien dauerhaft und nachhaltig zu verankern. Die Gewerkschaft Strafvollzug ist seit dieser Zeit erster Ansprechpartner für Presse, Funk und Fernsehen, wenn es um die Belange des Strafvollzuges und dessen Bedienstete geht.

Nachdem am 1. Januar 1977 das Strafvollzugsgesetz in Kraft getreten war, sollte im Nachzug auch der Jugendstrafvollzug nach dem Willen der sozial-liberalen Bundesregierung eine gesetzliche Grundlage erhalten. Der damalige Bundesjustizminister Hans-Jochen Vogel (SPD) hatte hierfür bereits 1975 eine Reformkommission unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Böhm eingesetzt, der auch der damalige BSBD-Landesvorsitzende Hans W. Schmidt angehörte. Die Kommission legte mit sehr viel Sachverstand und großer Kompetenz die Basis für die Schaffung eines wirksamen und effektiven Jugendvollzuges. Die Arbeit der Kommission erreichte allerdings nicht das angestrebte Ziel. Ein Bundesgesetz zur Regelung des Jugenvollzuges wurde niemals verabschiedet. Erst mit dem Übergang der Gesetzgebungskompetenz auf die Bundesländer im Jahre 2006 wurde der Jugendvollzug nach und nach gesetzlich normiert.

Hans. W. Schmidt hat daneben eine Fülle weiterer Ehrenämter wahrgenommen, in denen er sich stets für den Strafvollzug und dessen Beschäftigte eingesetzt hat. Besondere Erwähnung verdient in diesem Zusammenhang seine Tätigkeit im Hauptpersonalrat bei dem Justizministerium NRW, dem er von 1975 bis 1987 angehörte, und dessen Beteiligungsrechte er für die Durchsetzung der spezifischen Interessen der Kolleginnen und Kollegen nutzte und einsetzte.

Als Hans W. Schmidt 1985 den Landesvorsitz in die Hände seines Nachfolgers Jochen Sudhaus legte, wählte ihn der Delegiertentag einstimmig zum Ehrenvorsitzenden des BSBD NRW. Die zahlreichen Erfolge der vorrangig durch ihn bestimmten Gewerkschaftsarbeit fanden damit sichtbare Anerkennung. Bis ins hohe Alter war der Hans W. Schmidt geschätzter Teilnehmer der Hauptvorstandssitzungen des BSBD. Seine auf einem großen Erfahrungsschatz fußenden Hinweise und Ratschläge wurden von den BSBD-Mandatsträgern überaus geschätzt.

Mit großer Trauer hat die BSBD-Familie den Tod ihres Ehrenvorsitzenden aufgenommen. Hans W. Schmidt hat die Professionalisierung der ehrenamtlichen Gewerkschaftsarbeit eingeleitet. Mit großer Hingabe und Leidenschaft nutzte er die Möglichkeiten der neuen Strukturen, um dem Strafvollzug Gehör in der Politik, bei den Medien und im Wissenschaftsbetrieb zu verschaffen. Er wurde so zum Synonym für Durchsetzungsfähigkeit und Stärke. Sein Wort hatte Gewicht. Selbst aus Rückschlägen und Schwierigkeiten ging er meist gestärkt hervor. Er war ein starker Charakter, eine herausragende Persönlichkeit, die eine ganze Ära der Gewerkschaftsarbeit des BSBD geprägt hat.

Gemeinsam mit seinen Angehörigen trauert die BSBD-Familie um einen verdienten, hochgeachteten, beliebten Kollegen, um einen liebevollen, verständnisvollen Menschen, der seine privaten Wünsche und persönlichen Anliegen meist hinter sein berufliches und gewerkschaftliches Wirken zurückstellte.

Wir werden Hans W. Schmidt ein ehrendes und uns allzeit verpflichtendes Andenken bewahren und uns seiner stets mit Dankbarkeit erinnern.

Düsseldorf, im Juli 2023

Für den

Bund der Strafvollzugsbediensteten Deutschlands

Landesverband Nordrhein-Westfalen

Ulrich Biermann

Landesvorsitzender