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JVA Kleve feiert 100-jähriges Bestehen

Am vergangen Freitag beging die Klever Vollzugseinrichtung ihr 100-jähriges Bestehen, wahrlich ein lohnender Anlass, den Blick auf die wechselvolle Geschichte dieser Institution zu richten. So hatte es sich auch Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) nicht nehmen zu lassen, der Einrichtung seine Aufwartung zu machen, um speziell den Kolleginnen und Kollegen für ihre engagierte Arbeit im Dienste der Gesellschaft zu danken. Anstaltsleiter Klaus-Dieter Schweinhagen begrüßte die zahlreichen Gäste aus Wirtschaft, Verwaltung und Vollzug und stellte anschließend die wechselvolle Geschichte des Strafvollzuges in der Kreisstadt Kleve vor, nicht ohne auf die aus Anlass des Jubiläums erstellte Chronik der Anstalt zu verweisen.

 Die Teilnahme des Justizministers an dem Klever Festakt war bei weitem keine Selbstverständlichkeit. Noch vor wenigen Jahrzehnten hielten es Justizminister für inopportun, den 100. Geburtstag einer Vollzugsanstalt festlich zu begehen. Übersehen wurde dabei allerdings, dass Vollzugseinrichtungen heute keine Orte der Repression mehr sind, sondern Bürgerinnen und Bürgern, die Regeln verletzt und Schaden verursacht haben, befähigen sollen, sich künftig ohne Straftaten regelkonform zu verhalten. Dies ist ein zutiefst sozialer Dienst an der Gesellschaft und der darf aus Anlass eines Jubiläums auch einmal öffentlich dargestellt und gewürdigt werden.

Justizminister Thomas Kutschaty betonte, dass es eine herausragende vollzugliche Leistung darstelle, erfolgreich mit Gefangenen zu arbeiten, die relativ kurze Freiheitsstrafen zu verbüßen hätten. Außerdem stelle die große Zahl ausländischer Inhaftierter erhöhte Anforderungen an die Bediensteten der Einrichtung. Beachtlich sei zudem die große Sicherheit, mit der in der Einrichtung notwendige Prognose-Entscheidungen getroffen würden, die den jeweiligen Stand der Rehabilitation angemessen berücksichtige, auf der anderen Seite aber nicht das Sicherheitsbedürfnis der Allgemeinheit übersehe.

Während des Festaktes wurden die dunklen Zeiten während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft angemessen behandelt. In dieser Phase ihres Bestehens wurde die Einrichtung als Repressionsmittel staatlicher Willkür missbraucht. Noch heute erinnert eine Gedenktafel an das Schicksal des niederländischen Karmeliterpaters Dr. Titus Brandsma, der als Professor an der Universität Nimwegen lehrte, und der dem niederländischen Widerstand angehörte. Dieser nach Ansicht der Nationalsozialisten „rotgesinnte politische Häftling" war vom 16. Mai bis zum 13. Juni 1942 in der Klever Anstalt untergebracht, bevor er in das KZ Dachau verlegt wurde, wo er am 26. Juli 1942 verstarb.

Die im Krieg völlig zerstörte Einrichtung wurde bereits in den späten 1940er Jahren auf den alten Fundamenten neu errichtet. Nach der Erweiterung des Bauensembles in den 1980er und 1990er Jahren ist die Einrichtung für die Aufnahme von 228 Inhaftierten ausgelegt. Sie befindet sich in einem guten baulichen Zustand und weist eine bautechnische Qualität auf, die viele neuere Einrichtungen leider vermissen lassen.

Friedhelm Sanker

Für den BSBD gratulierten Peter Brock (2. v.l.) und dessen Stellvertreter Horst Butschinek (2. v.r.). Andreas Elsmann (li.) und Ulrich Stappen (re.) von der JVA Kleve freuten sich über die gelungene Veranstaltung.