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JVA Bochum: Häftling flieht mit Besuchermarke

jva bochumDie JVA Bochum steht wieder im Mittelpunkt medialen Interesses.Der 25-jährige Untersuchungs-Häftling Angelo Duric, der wegen des Verdachts auf Bandendiebstahl inhaftiert war, ist am Donnerstagmittag (06.06.2013) aus der JVA Bochum entwichen. Nach dem Stand der Recherchen hat der Häftling zusammen mit einer Besuchergruppe die Anstalt verlassen können. Dieser Sachverhalt ist durch eine Sprecherin der JVA Bochum bestätigt worden.

Konkret hatte der Mann regulär Besuch erhalten. Jeder JVA-Besucher bekommt an der Pforte eine Kontrollmarke für ein hinterlegtes Ausweispapier. Der genaue Hergang der Entweichung ist zwar noch nicht bis in die Details bekannt. Es darf allerdings vermutet werden, dass der U-Häftling von einem Besucher eine solche Marke erhalten hat und zusammen mit einer Besuchergruppe an der Pforte aufgetaucht ist. Aufgrund einer gewissen optischen Ähnlichkeit wird ihm das Ausweispapier gegen die vorgelegte Marke ausgehändigt worden sein.

Der Trick, als Häftling in die Rolle eines zu entlassenden Gefangenen oder eines Besuchers zu schlüpfen, ist bundesweit – wenn überhaupt - allenfalls alle zehn Jahre einmal erfolgreich. Ärgerlich ist allerdings, dass sich die Sicherheitsstörung erneut in der JVA Bochum zugetragen hat, die damit erneut im Brennpunkt des medialen und auch justizpolitischen Interesses steht. Für jeden Strafvollzugsbediensteten ist die Identitätskontrolle von Gefangenen ein "tägliches Brot", trotzdem lauern hier Gefahren. Mögliche Fehlerquellen sollen je nach den örtlichen Gegebenheiten im Rahmen der jeweiligen Sicherheitsarchitektur der Vollzugseinrichtungen minimiert werden. Im Regelfall gelingt dies den nordrhein-westfälischen Vollzugseinrichtungen sehr gut, weil Bochum der erste Fall ist, in dem die Sicherheitsmaßnahmen sich im Hinblick auf die Identitätsfeststellung als nicht ausreichend erwiesen haben.

DuricAngelo Duric ist am 06.06.2013 aus der JVA Bochum entkommenZwischenzeitlich hat sich die Politik des Vorkommnisses angenommen. Seitens der CDU-Fraktion im Landtag von Nordrhein-Westfalen wird von einem "unglaublich peinlichen Vorgang" im "Pannen-Knast" Bochum gesprochen.

Klar ist, dass die Überprüfung der Identität der die Anstalt verlassenen Besucher fehlerhaft gewesen sein muss, sonst hätte der 25-jährige Niederländer Angelo Duric die JVA Bochum nicht auf diesem Wege verlassen können. Jeder arbeitende Mensch macht im Laufe seiner Tätigkeit auch Fehler, dies soll selbst bei Abgeordneten der Fall sein, nur haben diese Fehler nicht immer solch gravierende Konsequenzen wie im Bereich des Strafvollzuges. Bevor man aber in den Medien mit Häme und unverhohlener Schadenfreude auf die Kolleginnen und Kollegen zeigt, sollte man sich die Rahmenbedingungen vor Augen führen, unter denen Kolleginnen und Kollegen arbeiten müssen.

Wenn Besucher vom Besuch mit Straf- oder Untersuchungsgefangenen zurückkehren und an der Pforte deren Identität überprüft wird, dann wird dieser zur Routine gewordene Vorgang von der Erfahrung begleitet, dass im Regelfall tatsächlich nur Besucher an der Pforte auftauchen. Zudem tragen Untersuchungsgefangene überwiegend Privatkleidung, so dass es auch hier an einem Unterscheidungsmerkmal fehlt. Und dann wirkt sich noch der Zeitfaktor aus, weil die Strafvollzugsbediensteten mit den Auswirkungen zunehmender Arbeitsverdichtung konfrontiert sind.

Bevor also der „mediale Stab" über die Strafvollzugsbediensteten gebrochen wird, empfiehlt es sich, zunächst die Ergebnisse der staatsanwaltschaftlichen und ggf. auch dienstaufsichtlichen Ermittlungen abzuwarten, bevor ein ganzer Berufsstand an den Pranger gestellt wird. Wenn sich Opposition und Landesregierung wegen Sicherheitsstörungen mit dem Strafvollzug beschäftigen, dann geht es meist um Schuldzuweisungen an die Adresse des Ministers und deren Abwehr. Hier wird Strafvollzug instrumentalisiert, um politisches Kapital aus einer Sicherheitsstörung zu schlagen. Im Interesse der Sicherheit der Menschen in NRW ist es aber wichtiger, die Ursachen der Sicherheitsstörung gründlich zu analysieren, um künftig Wiederholungsfälle ausschließen zu können.